An der Nordseeküste und im Bereich von Elbe und Weser war der Ewer bis ins 20. Jahrhundert hinein der am häufigsten anzutreffende Schiffstyp. Form und Abmessungen variierten je nach dem zu transportierenden Gut und den zu befahrenden Gewässern. Die Gemeinsamkeit aller Ewer war ein bauchiger Rumpf und das flache Unterwasserschiff, mit dem man in Tidengewässern trockenfallen konnte. Es gab Ewer mit einem oder mit zwei Masten und sie besaßen Seitenschwerter. Das waren an beiden Seiten des Schiffes in Längsrichtung angebrachte Hilfsvorrichtungen. Da Ewer nur einen flachen Kiel hatten, verhinderte das auf der windabgewandten Seite zu Wasser gelassene Seitenschwert beim Segeln die Abdrift des Schiffes.
Auf der Junge-Werft wurden Ewer in großer Zahl gebaut. Wie die DIANA, die ein einmastiger Giekewer war, wurden einige Ewer nach dem Lägerdorfer Maß konstruiert. Sie waren für die Zementfahrt von und nach Lägerdorf bestimmt, wo es eine Zementfabrik gab. Sie durften bestimmte Maße nicht überschreiten, um die Schleusen des Lägerdorfer Kanals passieren zu können. DIANA war der Prototyp einer letzten Serie von Ewern, der sog. DIANA-Serie, die auf der Junge-Werft nach diesem Maß gebaut wurde. Mit der Namensgebung lag Schiffer Heinrich Jürgens aus Münsterdorf im Trend der Zeit. Wie auch in anderen Ländern üblich, trugen die Schiffe an der deutschen Küste damals häufig Frauennamen. Oft wurden die Schiffe nach weiblichen Familienangehörigen benannt. Es dominierten ANNA, AUGUSTE oder MARGARETHE. Ebenfalls beliebt waren Namen aus der antiken Mythologie, wie eben DIANA.
Überlieferte Frachteinnahmen von Jürgens zeigen, dass Schiffer damals sehr gut ihren Lebensunterhalt in der Fluss- und Küstenschifffahrt bestreiten konnten. Um konkurrenzfähig zu bleiben, waren aber Umbauten nötig. DIANA wurde bis Ende der 1920er Jahre um mehrere Meter verlängert, erhielt damit mehr Ladekapazität sowie einen Hilfsmotor. Im Jahr 1942 wurde Jürgens zusammen mit seinem Schiff zum Kriegsdienst einberufen. Die DIANA sollte im Schwarzen Meer zum Einsatz kommen. Zusammen mit anderen kleineren Frachtern und ihren Eignern wurde sie mithilfe von Schleppern über Flüsse und Kanäle zunächst in die Nähe von Warschau verbracht. Zu einem Kriegseinsatz kam es aber schließlich nicht. Schiffer Jürgens fuhr DIANA noch bis zu seinem Ruhestand im Jahr 1959. Das Schiff wurde 1970 abgewrackt.
Literatur:
Herbert Karting: Schiffe aus Wewelsfleth Bd. II: Frachtsegler der Junge-Werft, Itzehoe 1981, S. 204-209.
Joachim Kaiser: Segler im Gezeitenstrom. Die Biographie der hölzernen Ewer, Norderstedt 1974, S. 116-117.
Hans Szymanski: Der Ever der Niederelbe. Ein Beitrag zur Geschichte der deutschen Schifffahrt und zur Volkskunde Niedersachsens, Lübeck 1932, S. 207-208.
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