Der Übergang vom Holz- zum Stahlschiffbau erreichte nach den großen Seeschiffswerften auch den traditionellen Kleinschiffbau. Auf der Junge-Werft wurden um 1900 neben hölzernen Schiffen vermehrt auch eiserne Schiffe gebaut. Die zu dieser Zeit gebauten eisernen Frachtsegler waren sehr robust konstruiert. Etliche von ihnen versahen noch nach vielen Jahrzehnten ihren Dienst, auch wenn Umbauten und Modernisierungen ihnen ihr ursprüngliches Aussehen zum großen Teil genommen hatten.
Zu diesen Schiffen gehörte der eiserne Ewer GERTRUD UMLANDT. Der Schiffer Otto Umlandt aus Wischhafen im Land Kehdingen an der Niederelbe hatte ihn im Winter 1904/1905 bei der Junge-Werft in Auftrag gegeben. Als Besanewer hatte das Schiff zwei Masten, von denen am hinteren das Besansegel angebracht war. Mit knapp 20 Metern Länge und 76 Tonnen Ladekapazität war die GERTRUD UMLANDT ein wahrer Lastenträger. Dabei soll das Schiff aber auch sehr gut zu segeln gewesen sein. Junge baute wohl aufgrund dieser Eigenschaften mehrere Schiffe nach dem Modell. Sie waren für die Küstenschifffahrt konstruiert worden sowie für die Flussschifffahrt wie z.B. für den Ziegelsteintransport von Kehdingen nach Hamburg.
Nach dem Ersten Weltkrieg verkaufte Otto Umlandt seinen Ewer an den Schiffer Johannes Funck aus dem Nachbarort, der ihn in ANNA umbenannte. Im Jahr 1926 wurde ein 36-PS starker Motor eingebaut. Funck veräußerte das Schiff 1929, nachdem es zwei Kollisionen mit einem Motorkahn und einem Hadag-Dampfer überstanden hatte. Der letzte Eigner ließ das Schiff 1953 um fünf Meter verlängern, wodurch sich die Tragfähigkeit auf ca. 100 Tonnen erhöhte. Das Schiff erhielt auch einen neuen 50-PS starken Motor mit zwei Zylindern. Mitte der 1970er Jahre war die ANNA, wie viele andere Schiffe ihrer Bauzeit, wirtschaftlich unrentabel geworden und wurde verschrottet.
Literatur:
Herbert Karting: Schiffe aus Wewelsfleth Bd. II: Frachtsegler der Junge-Werft, Itzehoe 1981, S. 134.
Hans Szymanski: Der Ever der Niederelbe. Ein Beitrag zur Geschichte der deutschen Schiffahrt und zur Volkskunde Niedersachsens, Lübeck 1932.
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