Der ansteigende Seeverkehr im 19. Jahrhundert machte es notwendig, die maritime Infrastruktur auszubauen. Dazu gehörte auch das Seezeichenwesen. Leuchtfeuer, Tonnen oder Baken dienten zur Orientierung und wiesen den Schiffen in Küstennähe oder auf den Flüssen den sicheren Weg abseits von Untiefen oder anderen gefährlichen Gegebenheiten. Für die Unterhaltung der Seezeichen benötigten die staatlichen Dienststellen entsprechende Dienstfahrzeuge.
Eines von ihnen war der Bakenstecher MÖWE. Mithilfe des Schiffes sollten Tonnen und Baken für die Kennzeichnung des Fahrwassers im Wattbereich der Wesermündung installiert werden. Während Tonnen schwimmende, am Boden fest verankerte Seezeichen sind, waren die damals hölzernen Baken in der Regel in Küstennähe aufgestellt und hatten eine dreieckige oder turmartige Form. Es wurden auch stangenartige Baken oder sog. Pricken verwendet, die im Watt steckten. Die MÖWE wurde 1911 bei der Junge-Werft bestellt und konnte im November des gleichen Jahres in Dienst gestellt werden. Auftraggeber war der Barsemeister Brehme, der das Tonnen- und Bakenamt in Bremen leitete. Dieses Amt war für die Unterhaltung der Seezeichen in der Unterweser zuständig. Das Dienstfahrzeug war zunächst in Rinteln an der Unterweser und anschließend in Bremerhaven stationiert.
Die MÖWE war aus Eisen gebaut, knapp 12 Meter lang und hatte aufgrund ihres zukünftigen Einsatzgebietes im Watt einen flachen Kiel mit nur 90 Zentimetern Tiefgang erhalten. Das Schiff war relativ breit und besaß als Hauptantrieb einen Motor mit 16 PS. Zudem verfügte es noch über eine Hilfsbesegelung. Die MÖWE war noch bis Mitte der 1970er Jahre zuletzt für das Wasser- und Schifffahrtsamt Bremerhaven im Einsatz. Bis dahin war sie mehrmals umgebaut und modernisiert worden. Im April 1974 wurde das Schiff nach Holland verkauft. Über den Verbleib der MÖWE ist nichts bekannt.
Literatur:
Herbert Karting: Schiffe aus Wewelsfleth Bd. III: Die Fischerei- und Sonderfahrzeuge der Junge-Werft, Itzehoe 1985, S. 198-199.
Gerhard Wiedemann (Hg.), Johannes Braun und Hans Joachim Haase: Das deutsche Seezeichenwesen 1850 – 1990. Zwischen Segel- und Container-Schiffsverkehr, Hamburg 1998.
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