Der stetig wachsende Seeverkehr im 19. Jahrhundert ließ den Beruf des Lotsen immer wichtiger werden. Als Kenner ihres maritimen Reviers waren Lotsen vor allem dafür zuständig, den von See kommenden Segel- oder Dampfschiffen den sicheren Weg in die Flussmündungen zu weisen und sie bis zum Hafen zu begleiten. Bis heute sind Lotsen weltweit für die Sicherheit von Schiff und Mannschaft unverzichtbar.
Die Lotsen gingen zu jeder Jahres- und Tageszeit auf ankommende Schiffe. Sie waren um 1900 mit Lotsenschonern oder Lotsengalioten an der Küste und an Flussmündungen unterwegs, wo sie auf Schiffe warteten. Um die Lotsen auf ihren Fahrzeugen zu versorgen oder auszuwechseln wurden Lotsenkutter wie FRITZ eingesetzt. FRITZ war auf der Junge-Werft im Auftrag der Königlich-preußischen Wasserbauinspektion in Tönning gebaut worden und brachte regelmäßig Lotsen zur Eiderlotsengaliote. FRITZ fuhr auch jeden Tag zu den Feuerschiffen vor der Eidermündung und brachte ebenfalls Personal und diverse Versorgungsgüter dorthin. Das kleine Schiff hatte neben seiner Besegelung noch einen Petroleummotor von 20 PS. So war FRITZ auch einsatzfähig, wenn schlechte Segelbedingungen herrschten wie Nebel oder Windstille.
Lotsenkutter mussten unterschiedliche Anforderungen erfüllen und daher robust konstruiert sein. Dabei war es wichtig, den Kutter auch bei starkem Seegang gut manövrieren zu können. Lotsenkutter FRITZ machte regelmäßig an anderen Schiffen wie Feuerschiffen oder Galioten fest. Um bei Ab- oder Anlegemanövern Schäden zu vermeiden, waren sein Steuerruder und seine Antriebsschraube geschützt verbaut. Gustav Junge verzichtete auch auf scharfe Ecken am Heck und an den Bordseiten. Eine zusätzliche Wallschiene am Rumpf sollte Stöße abfangen. FRITZ bewährte sich so gut, dass 1908 ein weiterer Lotsenkutter namens MARIE von der Tönninger Wasserbauinspektion bei der Junge-Werft in Auftrag gegeben wurde. MARIE und FRITZ waren beide noch bis 1931 in Tönning stationiert. Danach verliert sich ihre Spur.
Literatur:
Herbert Karting: Schiffe aus Wewelsfleth Bd. III: Die Fischerei- und Sonderfahrzeuge der Junge-Werft, Itzehoe 1985, S. 190-192.
Karl B. Kühne und Günther Spelde (Hg.): Das deutsche Seelotsenwesen. Von den Ursprüngen bis in die heutige Zeit, Bremen 2006.
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