Im 19. Jahrhundert bildete sich die Meeresforschung als wissenschaftliche Disziplin heraus. Die Insel Helgoland wurde zu einem beliebten Ziel für viele, teils bekannte Meeresforscher, die dort ihre meeresbiologischen Studien betrieben. Im Jahr 1892 wurde die Königlich Preußische Biologische Anstalt auf Helgoland gegründet. Seit 1998 gehört die Biologische Anstalt Helgoland zum Alfred-Wegener-Institut / Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) in Bremerhaven.
Kurz nach Gründung der Biologischen Anstalt erhielt die Junge-Werft den Auftrag zum Bau eines kleineren motorisierten Arbeitsschiffes für die Forschungseinrichtung. Die AUGUSTA wurde 1893 ausgeliefert und sollte für die Erforschung der Nordsee nahe Helgoland eingesetzt werden. Insgesamt fanden bis zu sieben Personen unter dem festen Deck ihren Platz. Die AUGUSTA verfügte über einen Mast mit Besegelung. Innovativ war der Einbau eines Petroleummotors, der neben der Schraube auch die Winde und die Bergungspumpe antrieb. Der Motor war soweit wie möglich nach hinten gesetzt, damit die Besatzung noch genug Platz zum Begutachten und Sortieren der Meerestiere hatte. Die AUGUSTA war nach dem Hochseefischkutter MATADOR (Bau-Nr. (54)/1892) das zweite Motorschiff, das auf der Junge-Werft gebaut wurde.
Gustav Junge gehörte zu den ersten deutschen Schiffbauern, die sich früh mit dem Bau von Motorbooten beschäftigten. Die Konstruktion von Verbrennungsmotoren war jedoch in den 1890er Jahren, wie das Beispiel der AUGUSTA zeigt, noch nicht ganz ausgereift. Bootsmotoren, die zunächst mit Rohöl oder Petroleum betrieben wurden, mussten zudem der Witterung und starken Bewegungen standhalten können. Der für die AUGUSTA gelieferte Motor lief anfangs nicht zuverlässig und der Petroleumgestank an Bord war belastend. Im Jahr 1900 wurde ein neuer Motor verbaut, der besser funktionierte. Der Werdegang des kleinen Forschungsschiffes ist nur lückenhaft nachzuvollziehen. Nach dem Zweiten Weltkrieg verliert sich die Spur von AUGUSTA, die offenbar zuletzt als Motorkutter unter dem Namen META CATHARINA fuhr.
Literatur:
Herbert Karting: Schiffe aus Wewelsfleth Bd. III: Die Fischerei- und Sonderfahrzeuge der Junge-Werft, S. 173 und S. 185 und 187.
Alfred-Wegener-Institut / Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (Hg.): 125 Jahre Meeresforschung Helgoland [Jubiläumsbroschüre der Biologischen Anstalt Helgoland 2017], online abgerufen unter: tps://www.awi.de/fileadmin/user_upload/AWI/Ueber_uns/Standorte/Helgoland/Downloads/Jubil%C3%A4umsbrosch%C3%BCre_125-Jahre-BAH_2017_final.pdf [28.08.2020].
Adolf Brix: Bootsbau. Praktischer Schiffbau, Reprint nach der 7. Auflage von 1929 [Berlin], Hamburg 1982.
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