Mit Konstruktion und Bau des Hochseefischkutters MATADOR setzte Gustav Junge Maßstäbe. Die Junge-Werft war mit dem Bau dieses Schiffes die erste Werft, die auf dem europäischen Festland die motorisierte Hochseefischerei etablierte. Lediglich die englischen Schiffbauer waren aufgrund ihrer höheren Technisierung schneller in der Konstruktion derartiger Schiffe gewesen.
Johann Junge baute das Schiff im Auftrag des Bremer Reeders Friedrich Schellhass. Die MATADOR gehörte zur Bremerhavener Fischereiflotte. Das Schiff sollte aber nicht nur als Fischereifahrzeug dienen, sondern im Sommer auch als Freizeitschiff für seinen Eigner. Es bestand deswegen aus hochwertigem Holz und besaß eine spezielle Besegelung. Als motorisierten Antrieb bekam die MATADOR einen Petroleummotor mit 12 PS, der gut funktionierte. Im Jahr 1893 ließ Schellhass aber einen neuen Motor einbauen, um die Geschwindigkeit zu erhöhen. Nachdem dieser Motor auf der Probefahrt Probleme verursacht hatte, lag das Schiff aus unbekannten Gründen jahrelang verwaist auf der Junge-Werft.
Dem Schiff sollte dennoch eine wechselvolle Laufbahn bevorstehen: Im Jahr 1899 fand man schließlich einen Käufer. Nach Leistung einer Anzahlung kam dieser jedoch nie wieder. Nach der Zwangsversteigerung des Schiffes im Sommer 1900 wurde es für den Robbenfang im Eismeer eingesetzt, wo es sich 15 Monate lang sehr gut bewährte. Im September 1902 kauften Finkenwerder Fischer die MATADOR. Als eines der solidesten Schiffe der Finkenwerder Fischereiflotte überstand es 1904 schwer beschädigt einen Orkan, konnte aber repariert werden. Ein paar Monate später, im Winter 1905, kam die MATADOR während einer Fangreise in der Nordsee in einen heftigen Sturm und kehrte nie zurück. Mit der MATADOR auf See blieb auch die gesamte dreiköpfige Mannschaft.
Literatur:
Herbert Karting: Schiffe aus Wewelsfleth Bd. I: Deutsche Küstensegler, Itzehoe 1981, S. 14
Herbert Karting: Schiffe aus Wewelsfleth Bd. II: Frachtsegler der Junge-Werft, Itzehoe 1981, S. 30
Herbert Karting: Schiffe aus Wewelsfleth Bd. III: Die Fischerei- und Sonderfahrzeuge der Junge-Werft, S. 50-61 und S. 255.
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