Halbmodelle waren detailgetreu gearbeitete Arbeitsmodelle. Sie dienten Schiffbauern wie Johann und Gustav Junge als Hilfsmittel für den Bau des in Auftrag gegebenen Schiffes. Halbmodelle wurden im Holz- und im Stahlschiffbau verwendet. Meistens bilden sie die Steuerbordseite, also die rechte Seite, eines Schiffes ab. Heute werden analoge Halbmodelle als Hilfsmittel für die Fertigung von Schiffen nicht mehr verwendet. Im modernen Schiffbau kommen vielmehr digitale Konstruktionsprogramme zum Einsatz.
Die hier gezeigten Halbmodelle von der Junge-Werft bestehen aus verleimten Schichten von meist hellem und dunklem Holz. Sie wurden auf Grundlage von zuvor entworfenen Konstruktionszeichnungen angefertigt. Einige Modelle weisen aufgezeichnete Unterteilungen mit Zahlen und Buchstaben auf. Diese Modelle wurden als Hilfsmittel für den Bau von eisernen oder stählernen Schiffen verwendet. Die Zeichnungen definieren die Einteilung, die Anzahl und die Größe der eisernen Außenhautplatten des Schiffes. Die am Halbmodell ermittelten Abmessungen der Platten wurden von den Schiffbauern im Maßstab 1:1 übertragen. So konnten die Außenhautplatten im vergrößerten Maßstab für den Bau des realen Schiffes hergestellt werden.
Die Modelle der Junge-Werft ohne aufgezeichnete Unterteilungen wurden für den Holzschiffbau verwendet. Diese Modelle sollten vor allem die Form des Rumpfes, z.B. für den Auftraggeber, auf plastische Weise veranschaulichen. Dabei halfen die dunkleren Holzschichten, die auch kenntlich machten, wo die Wasserlinie des Schiffes verlief. Charakteristisch für die Halbmodelle der Junge-Werft sind zusätzliche schiffbautechnische Details wie Maststümpfe, Schiffsschrauben, kleinere Verzierungen an Bug und Heck oder die präzise Darstellung von Aufbauten. Als Arbeitsmodelle stehen sie für die besondere Qualität und die Leidenschaft, mit der auf der Junge-Werft das Schiffbauhandwerk betrieben wurde.